Logo Oedekoven

Kirche St. Mariä Himmelfahrt Oedekoven

Geschichte

Schon in römischer Zeit waren die Hänge des Vorgebirges besiedelt. Aus Bodenfunden ist abzulesen, dass in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt Menschen hier lebten, Äcker bestellten und Weingärten anlegten. Grabfunde deuten darauf hin, dass darunter auch Christen waren – seien es Mitglieder oder Veteranen aus den römischen Legionen, seien es die Ureinwohner dieses Landes gewesen.
Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Oedekoven schmiegt sich unterhalb der Kapelle „Mariä Vermählung" an den oberen Teil des Vorgebirgshanges. Schon aus der Ferne weist der Bau ein bodenständiges Gepräge auf, als sei er schon immer Bestandteil des umgebenden Ortes gewesen. Von den umliegenden Straßen zurückgesetzt, erreicht man die Kirche über Fußwege, die in einen beschaulichen, ja intimen von einer Grenzmauer, dem Pfarrhaus und der Kirche mit dem Sakristeianbau abgeschlossenen Vorhof münden.
Das Gotteshaus ist außen aus Grauwackebruchsteinmauerwerk, das durch mächtige Strebepfeiler verstärkt wird, und das der Kirche den Stempel unverrückbarer Festigkeit aufdrückt. Das Dach des Kirchengebäudes korrespondiert mit dem des Pfarrhauses, ergänzt durch den kleinen Glockenreiter.
Die Erschließung des schlichten, einschiffigen, weiß verputzten Kirchenraumes erfolgt vom Haupteingang unterhalb der Orgelbühne längs in West-Ost Richtung, so dass der Altar geostet, dem Eingang gegenüber und leicht erhöht unter dem Rundbogen der kleinen Konche steht.
Geplant und geschaffen hat das Gotteshaus der Architekt Emil Steffann, einer der bedeutendsten Kirchenbaumeister des  20. Jahrhunderts. Sein reiches Schaffen galt fast ausschließlich dem Kirchenbau.

Die Baubeschreibung

Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Oedekoven schmiegt sich unterhalb der Kapelle „Mariä Vermählung" an den oberen Teil des Vorgebirgshanges. Schon aus der Ferne weist der Bau ein bodenständiges Gepräge auf, als sei er schon immer Bestandteil des umgebenden Ortes gewesen. Von den umliegenden Straßen zurückgesetzt, erreicht man die Kirche über Fußwege, die in einen beschaulichen, ja intimen von einer Grenzmauer, dem Pfarrhaus und der Kirche mit dem Sakristeianbau abgeschlossenen Vorhof münden.

Das Pfarrhaus ist ein schlichter, weißer, eingeschossiger Bau mit einem einfachen Schiefersatteldach. Der untere Haupteingang in das Haus liegt geschützt unter einem Rundbogen aus Bruchsteinen, dem Baumaterial der Kirche. Das Gotteshaus ist außen aus Grauwackebruchsteinmauerwerk, das durch mächtige Strebepfeiler verstärkt wird, und das der Kirche den Stempel unverrückbarer Festigkeit aufdrückt. Das Dach des Kirchengebäudes korrespondiert mit dem des Pfarrhauses, ergänzt durch den kleinen Glockenreiter.

Der Eingang ist einmal zentral an der Westseite der Kirche durch ein einfaches Holzportal möglich oder durch eine fast versteckt liegende Holztür, die über einen kleinen Anbau mit tiefgezogenem Dach zugänglich ist. Die Erschließung des schlichten, einschiffigen, weiß verputzten Kirchenraumes erfolgt vom Haupteingang unterhalb der Orgelbühne längs in West-Ost Richtung, so dass der Altar geostet, dem Eingang gegenüber und leicht erhöht unter dem Rundbogen der kleinen Konche steht. In der Nordseite der Kirchenwand auf Höhe des Abschlusses der Orgelbühne ist ein schmaler Durchgang, wie in das Mauerwerk eingegraben. Er führt über drei Stufen hinab in eine kleine runde Taufkapelle mit dem im Zentrum stehenden einfachen Taufbecken unter dem tiefgezogenen Dach des seitlichen Eingangsanbaus.

Vom Altar aus blickt man auf den Westgiebel mit dem großen Rundfenster - charakteristisch ist das offene Deckentragwerk. Die Orgel wurde 1974 von dem Bonner Orgelbauer Klais errichtet.

Licht in den Kirchenraum bringen große, trapezförmig angeschnittene Rundbogenfenster aus Buntglas in einer längs ausgerichteten, strengen Rechteckgitterstruktur mit gegenständlichen Darstellungen, sowie ein großes Rundfenster über dem Haupteingang und ein schmales kleines Fenster an der südöstlichen Apsisseite sowie zwei ebensolche Fenster in der Taufkapelle und eines im Vorbau des seitlichen Eingangs.

Der Architekt der Kirche war Emil Steffann (1899–1968), der Künstler der Glasfenster Hans Lünenborg (1904-1990), die beide in bisherigen Kirchenbeschreibungen wenig oder im Fall Lünenborgs gar nicht berücksichtigt wurden.

Die Glasfenster der Kirche

Auffällige Besonderheit der Kirche St. Mariä Himmelfahrt sind ihre Glasfenster, einerseits kraftvoll farbig, andererseits verhalten in Grauschattierungen und Gelb ausgeführt. Mit der Wahl farbiger Kirchenfenster für die neue Kirche wurde ein typisches Wesensmerkmal rheinischer Kirchen aufgenommen, deren zahlreiche romanische und gotische Kirchen bunter, bemalter Scheiben bedurften. Der Bedarf an farbigen Kirchenfenstern war daher auch nach dem Zweiten Weltkrieg in der Aufbauphase dieser Region ungebrochen und zahlreiche Künstler knüpften an die große Tradition der rheinischen Glasmalerei an.

Über die Beauftragung und Anfertigung der Buntglaskirchenfenster für die 1955 im Bau befindliche Kirche St. Mariä Himmelfahrt geben die Unterlagen kaum Auskunft. Im Protokoll der Jahreshauptversammlung des Kirchenbauvereins vom 21. Januar 1956 ist festgehalten, dass „die Anfertigung der Buntglaskirchenfenster, für die ein Kölner Künstler z. Zt. Entwurfkartons anfertige und deren Herstellung einige Monate dauere, da für jedes Fenster 4 – 6 Wochen Arbeitszeit benötigt werden".

Das Rundbogenfenster über dem Haupteingang der Kirche nennt den bildgestaltenden Künstler und die ausführende Glasmalereiwerkstätte: Inv[enit] (= Entwurf). H. Lünenborg, fec.[it] (= Ausführung) Dr. Reuter.

Über dem Haupteingang befindet sich das große Rundfenster mit dem so genannten "Gnadenstuhl" in der Mitte:
Christus, am Kreuz hängend, wird gehalten von Gott-Vater, über beiden schwebt die Heilig-Geist-Taube. Hinter dem Kreuz Christi ist ein übergroßer Kelch zu erkennen.

Der Maler und Glaskünstler Hans Lünenborg

Hans Lünenborg wurde am 20. April 1904 in Mönchengladbach als Sohn eines Sanitätsrates geboren. Nach seinem Abitur im Jahr 1922 studierte er 1923-1925 erst an der Werkkunstschule Krefeld und danach an der Hamburger Akademie. In den Jahren 1926/27 beendete er an der Düsseldorfer Akademie seine Studien und arbeitete ab 1928 als freier Künstler in verschiedenen Ateliers. Seit 1940, unter den Nationalsozialisten, galten die Werke Hans Lünenborgs als entartet. Ungeachtet dieser Wertung seiner Kunst wurde er 1941 zum Militär eingezogen und befand sich bei Kriegsende in US-Kriegsgefangenschaft. Zwischenzeitlich war bei den Bombenangriffen auf Mönchengladbach der Hauptteil seiner frühen Arbeiten ein Raub der Flammen geworden.

1951 zog Hans Lünenborg nach Köln. Neben zahlreichen Aufträgen sakraler wie profaner Art, Mosaiken, Portraits und Bilder, darunter Glasmalereien u.a. für die Treppenhausgestaltung des Kölner Gürzenich, war er Mitherausgeber der Zeitung „Weltwarte", eine Beilage zur Kirchenzeitung mit Beiträgen und Bildern zur damaligen Kunstszene. Zur gleichen Zeit entwickelte sich ein Künstlerstammtisch zu dessen Besuchern neben Hans Lünenborg auch Ewald Mataré (1887–1965) gehörte, der z.B. die Eingangsportale des Kölner Doms gestaltete. Hans Lünenborg verstarb am 1. April 1990 in Köln.

Die Kirchenfenster, eine charakteristische Arbeit Hans Lünenborgs

Geprägt haben Hans Lünenborg Vertreter des Expressionismus wie Heinrich Nauen (1880-1940), Emil Nolde (1867-1956) oder Erich Heckel (1883-1970), später auch die Maskenbilder von James Ensor (1860-1949). Befreundet war er u.a. mit Heinrich Campendonk (1889-1957), einem Künstler der Gruppe Blauer Reiter.

Das Werk Hans Lünenborgs umfasst nicht nur Bilder im Sinne der klassischen Vorstellung, sondern auch zahlreiche Zeichnungen, Entwürfe und Kartons für Glasfenster. Hervorzuheben sind hierbei seine, nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Fenster in den Kölner Kirchen St. Peter und St. Maria Lyskirchen sowie St. Antonius in Kevelaer. Eine Besonderheit bei den Fenstern Hans Lünenborgs ist dabei „seine außergewöhnlich expressiv surreale Darstellungsweise mit eigener Symbolik und die besondere Verquickung christlicher und weltlicher Thematik" (Nestler [2005], 7).

Diese Charakterisierung trifft auch auf die in unserer Pfarrkirche befindlichen Fenster zu:
Ungewöhnlich ist es - aber der eigentümlichen Bildsprache des Künstlers zuzurechnen - in einem 'Schöpfungsfenster' (erstes Fenster auf der Nordseite) einen Totenkopf darzustellen. Ein Motiv gleichermaßen eigenwilliger Symbolik sind die Insektendarstellungen: Fliege, Käfer, Heuschrecken u. a. m. Diese Besonderheit wurde sogar in einem Aufsatz der Decheniana-Beihefte, die im Eigenverlag des Naturhistorischen Vereins Bonn erscheinen, unter dem Titel Insektendarstellungen im Werk des Kölner Künstlers Hans Lünenborg aufgegriffen. Dabei gehören Kerbtiere einer Gruppe von Lebewesen an, die üblicherweise nicht als schöne Tiere bezeichnet werden, sondern eher als Ungeziefer oder Schädlinge und somit nicht, aus der beschränkten menschlichen Sichtweise, Abbild einer guten Schöpfung sind: Der Kartoffelkäfer, ein Vernichter von Feldfrüchten und Auslöser von Hungersnöten, oder die Heuschrecke, bereits im Alten Testament als Achte Plage genannt und Symbol für Not und Elend (Ex 10,12-15).

Ebenso typisch für Hans Lünenborg und dem Stichwort der weltlichen Thematik zuzuordnen ist das 'Erntedankfenster' (drittes Fenster auf der Nordseite) mit seinen starken Farben, der plastischen Abbildung hiesiger Gemüse und Feldfrüchte, herausgegriffen aus dem Alltag der Menschen, die diese Kirche haben bauen lassen.

In ihrer Gesamtheit betrachtet stimmen die Kirchenfenster Hans Lünenborgs den Kirchenbesucher zwar nachdenklich aber sie deprimieren nicht, sondern weisen auf das Ziel unseres Weges hin: die im großen Rundfenster über dem Hauptportal dargestellte Stadt Gottes: „Ich wollte zeigen, wie mitten in dieser wirren Welt die Hoffnung nicht totzukriegen ist" (Hans Lünenborg zitiert nach SCHUNCK[2005], 99.)

Deutung der Kirchenfenster (Bilder folgen)

  • Den Beginn der Schöpfung wird im Schöpfungsbild dargestellt. Die Folge des Sündenfalls ist in der unteren Hälfte des Schöpfungsbildes erkennbar.
  • Das Paradies, den Garten Eden. In diesen Garten hat hat Gott den Menschen als Mann und Frau gesetzt; von allen Früchten dieses Gartens darf er essen, nur nicht vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" (Gen 2, 17)
  • Der Bauer streut Samen aus einer umhängenden Saattasche auf das Feld, während die Frau zu Hause im Haushalt arbeitet und durch das Fenster einen Blick auf ihren Mann wirft.
  • Das "Erntefenster" zeigt eine Fülle der zu unterschiedlichen Zeiten geernteten Feldfrüchte des Vorgebirges. Der heutige Mensch, der das ganze Jahr alles im Geschäfte kaufen kann, ahnt oft gar nicht mehr, wie viel Arbeit es von der Aussaat bis zur Ernte macht.
  • Das "Marienfenster": Im Mittepunkt des dreiteiligen Fensters steht die Verkündigung des Engels an Maria, Mutter des Herrn zu werden (vgl. Lk 1,26-37)
    Im kleineren unteren linken Teil ist die Begegnung Marias mit Elisabeth dargestellt, als Fest "Mariä Heimsuchung" am 2. Juli in der Kirche gefeiert (vgl.  Lk 1,39-56)
    Das untere rechte Fensterteil wird in der Kunst als "Anna-Selbst-Dritt" bezeichnet: Anna sitzt auf einer Bank, auf ihrem Schoß Maria, die wiederum auf ihrem Schoß das Jesuskind hält.

Anmerkung:

Eine Interpretation der Glasfenster steht unter dem Mangel, dass es von Hans Lünenborg keine schriftlichen Interpretationshilfen gibt. Deshalb ist jeder Versuch, die Themen der Bildinhalte zu deuten, ein Versuch aus heutiger Sicht und geprägt von der Sichtweise des Interpreten. Dennoch wagten wir einen solchen Versuch.

Ein Fazit

Mit der Steffann’schen Kirche und den Glasfenstern Lünenborgs besitzt Oedekoven ein Kleinod des Kirchenbaus und der sakralen Kunst der Fünfziger Jahre. Aber ein Haus, nah und vertraut, das die Gemeinde gleichermaßen zu stillem Gebet wie gemeinsamer Messfeier einlädt.

Rolf Bähr