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Kirche St. Jakobus Gielsdorf

Geschichte

Nach dem Rückzug der Römer wurde Gielsdorf (damals: (GIVVALDESDORP) fränkisches Königsgut, das zu Beginn des 11. Jahrhunderts im Besitz des Pfalzgrafengeschlechts der Ezzonen war. König Lothar II. von Lotharingien übergab in einer Schenkung im Jahre 856 die Grafschaft Bonn seinem Pfalzgrafen Otbert. Unter dessen Söhnen und Enkeln vergrößerte die Familie ihren Besitz im Rheinland, zu dem u.a. die Tomburg, Siegburg und auch Gielsdorf gehörten.

Diese Besitzungen wurden mit Wehranlagen versehen, so dass Höhenburgen entstanden, in deren Umkreis meist kleine Siedlungen lagen.
Wahrscheinlich der Enkel Oberts, Pfalzgraf Ehrenfried Ezzo (955-1034) ein Schwiegersohn Kaiser Ottos II., baute die Gielsdorfer Höhenburg, von der heute nur noch der massive Wehrturm steht. Innerhalb der Burganlage wurde auch die Kapelle errichtet, das älteste erhaltenen christliche Zeugnis in Gielsdorf.

Ein Onkel des Pfalzgrafen Ezzo und später auch ein Sohn waren Erzbischöfe von Köln. Trotz der verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen der Kölner Kirchenführung und dem Pfalzgrafengeschlecht kam es bald nach Ehrenfried Ezzos Tod zu Differenzen untereinander. Letzte Herrin von Gielsdorf aus dem Geschlecht der Ezzonen war Ezzos Tochter Richezza, die Witwe des Polenkönigs Miesko II. Nach ihrem Tod 1063 fiel die Herrschaft Gielsdorf mit den anderen rheinischen Besitzungen an das Erzbistum Köln. Gielsdorf blieb nun - bis auf eine kurze Zeit im 13. Jahrhundert - über 700 Jahre (bis 1801) im Besitz der Kölner Kirche mit dem Kurfürsten Erzbischof als Landesherr. Für kurze Zeit stand Gielsdorf dann unter französischer Verwaltung, bis es 1815 mit dem Rheinland zu Preußen kam.

Eine Liegenschaftsbestätigung des Bonner Cassiusstiftes aus dem Jahre 1131 nennt auch Gielsdorf, das seelsorglich wohl von Lessenich betreut wurde. Die Burgkapelle ging aber erst nach dem Tode der Gräfin Mechthild von Sayn nach 1283 in den Besitz der Zivilgemeinde über. Seit 1681 Rektoratspfarre, war Gielsdorf bis zur Erhebung zur eigenständigen Pfarrei am 1. April 1920 der Pfarrei Lessenich angegliedert.

Erweiterung der Kapelle

Durch die starke Zunahme der Bevölkerung Gielsdorfs im 19. Jahrhundert (1817  -238 Einw.; 1857  -357 Einw.) war die alte Burgkapelle bald zu klein geworden.
Verschiedene Pläne, die eine Erweiterung der Kapelle vorsahen, wurden aus statischen oder liturgischen Gründen verworfen. 1869 wurde schließlich ein Kirchbauverein gegründet, der in wenigen Jahren soviel Geld gesammelt hatte, dass bereits am 27. April 1879 die Grundsteinlegung für den Kirchenneu erfolgen konnte.
Dabei fasste man den Entschluss, die neue Kirche in Anlehnung an die alte Kapelle mit dem Chor nach Süden hin zu errichten, d. h. man setzte sich über das liturgische Gebot der Ausrichtung des Chorraumes nach Osten hinweg. Als Baumeister konnte der bekannte Kölner Dombaumeister Vinzenz Statz (1819-1898) gewonnen werden, der u. a. den Dom in Linz/Österreich und die Wallfahrtsbasilika in Kevelaer gebaut hatte.

Nach nur 14-monatiger Bauzeit segnete der Lessenichr Pfarrverweser Peter Joseph Müller (1845-1905) zusammen mit Pfarrer Jörissen aus Alfter und dem ehemaligen Vikar von Gielsdorf, Pfarrer Beissel aus Mechernich, am 13. Juli (Fest der Hl. Margarethe) 1880 den Neubau in Vertretung für den Vikar Rokoch ein, der sein Amt infolge des Kulturkampfes nicht ausüben konnte.
Die feierliche Konsekration der Kirche und des Hauptaltares erfolgte erst am 14. Mai 1924 durch Weihbischof Joseph Hammels (1868-1944), der an diesem Tag gleichzeitig das Sakrament der Firmung in Gielsdorf spendete, Die Stellen der Kirchweihe sind mit rot aufgemalten Kreuzen gekennzeichnet.

Im neugotischen Hauptaltar (1879/81) sind die beiden Pfarrpatrone Jakobus (links) und Margaretha (rechts) dargestellt.

Mit Ausnahme der Figur des Hl. Jakobus an der Rückseite der letzten Säule im Kirchenschiff (um 1500) - dargestellt in der typischen Kleidung der mittelalterlichen Jakobspilger, mit einem Schwert als Zeichen seiner Enthauptung und der Bibel als Verkünder des Evangeliums - besteht das Interieur aus Auftragswerken aus der Zeit nach 1900.

Am 25. Juli 2003 wurde links neben der Tür zur alten Jakobuskapelle ein von Pastor Weitz (+2004) angeregtes und von Familie Junkersdorf gestiftetes Jakobus-Denkmal errichtet.
Es zeigt eine in Basaltstein gearbeitete Skulptur des Hl. Jakobus mit dem Pilgerhut in den Händen, eine eher seltene Darstellung des Heiligen. Darunter steht die Inschrift: "Hl. Jakobus, Patron der Pilger, bitte für uns."

Die Steinfigur des Hl. Jakobus, in der Außennische über dem Eingang zur romanischen Kapelle, wurde am 30. Oktober 1977 von Weihbischof Plöger gesegnet und am 5. Mai 1998 in Abstimmung mit dem Denkmalpfleger aufgestellt. Sie stammt aus Santiago de Compostela, wo sie von dem Künstler Ramon Requeixo Rabon eigens für die Gielsdorfer Kirche erstellt wurde.

Högeburg / Wehrturm

Der dreigeschossige Turm aus Tuff und Trachyt mit einer durchnittlichen Mauerstärke von 1,30 m diente in seiner Anfangszeit nicht als Kirchengebäude, sondern als Wehrturm und bis 1490 als Gefängnis der Zivilgemeinde. Im Obergeschoss wurden die Urkunden der Schöffen aufbewahrt.
Die Burgkapelle, das älteste erhaltene kirchliche Bauwerk im Vorgebirge, war ursprünglich nicht mit dem Turm verbunden. Erst 1490 wurden bei den letzten großen Baumaßnahmen, die das heutigen Bild der Kapelle bestimmen, Turm und Kapelle als Kirchenraum verbunden.
Aus der gleichen Zeit stammt die Apsis der Kapelle mit ihren Fresken. Ein Teil der Fresken auf der Nordseite des Apsis fiel dem Anbau der Sakristei 1682 zum Opfer. Nach dem Bau der neuen Pfarrkirche 1879/80 an der Südseite des Turmes war die Sakristei an der Kapelle entbehrlich und wurde 1895 abgebrochen.

Das romanische Langhaus mit dem spätgotischen Chorraum ist 6,87 m lang und 4,20 m breit.
Nach den gründlichen Instandsetzungsarbeiten in den letzten 30 Jahren kann die Kapelle seit 1980 wieder für Gottesdienste genutzt werden. 1989 hat Weihbischof Dr. Josef Plöger die Kapelle neu benediziert.

Bei den umfangreichen baulichen Veränderungen um 1480 entstanden im Jahr 1492 in der Apsis auch die Wandmalereien, die in Gielsdorf als Fresken bezeichnet werden. Die Jahreszahl befindet sich über dem mittleren Fenster. Der unbekannte Meister war wohl ein Künstler aus der Kölner Schule, wie stilistische Vergleiche mit Fresken in St. Kunibert und St. Ursula in Köln und Übereinstimmungen mit dem Marienlebenmeister andeuten.
Im fünfseitigen Chorraum sind in drei Zyklen insgesamt 32 Abbildungen angeordnet, die durch grüne Bänder voneinander getrennt sind. Die Abbildungen beginnen 1,80 m über dem Boden und reichen bis zur Decke. Durch den Anbau der Sakristei sind auf der nördlichen Wand drei Abbildungen ganz zerstört, sechs weitere nur in Teilen erhalten.
Die Farben Blau, Gelb, Grün und Rot herrschen vor.

Chorwand

Der Bildzyklus auf der nördlichen Chorwand: das Leben des hl. Jakobus d. Ä.

Oben (v.l.n.r.):

  • Berufung der Jünger
  • Ihre Unterweisung
  • Heilung einer Frau
  • Abschied Christi von seiner Mutter

Mitte (v.l.n.r.):

  • Predigt des Jakobus
  • zerstört
  • Bekehrung des Zauberers Hermogenes
  • Heilung des Lahmen

Unten (v.l.n.r.):

  • Enthauptung des hl. Jakobus
  • zerstört
  • zerstört
  • Hühnerwunder auf der Wallfahrt

Der Bildzyklus in der Chormitte: Leiden und Auferstehung

Oben (v.l.n.r.):

  • Christus am Ölberg
  • Christus vor Pilatus
  • Geißelung Christi
  • Dornenkrönung

Unten (v.l.n.r.):

  • Christus trägt das Kreuz
  • Kreuzigung
  • Beweinung Christi
  • Auferstehung

Bildzyklus auf der südlichen Chorwand: das  Martyrium der hl. Margareta

Oben (v.l.n.r.):

  • Christliche Erziehung
  • Belehrung der Eltern
  • Margareta hütet Schafe
  • Margareta vor dem Präfekt Olibrius

Mitte (v.l.n.r.):

  • Geißelung
  • Margareta mit eisernen Kämmen gequält
  • Olibrius (beschädigt)
  • Bekehrung der 5000

Unten (v.l.n.r.):

  • Enthauptung eines Bekehrten
  • Margareta im Gefängnis
  • Margareta zähmt den Teufel
  • Enthauptung

Stele des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR)

Seit Juli 2002 befindet sich auf dem Kirchplatz gegenüber der Längsseite der romanische Kapelle eine Stele des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR).
An den vier Seiten: Die Wappen der Deutschen Jakobus-Gesellschaft, des LVR und der Gemeinde Alfter, sowie der Sternenkranz des Europarats mit der Inschrift „Wege der Jakobuspilger".
Auf der pultartigen Oberfläche informiert ein kurzer Text über den neuen Jakobuspilgerweg von Bonn über Trier nach Santiago de Compostella sowie über die Geschichte der romanischen Jakobuskapelle (11. Jahrhundert) in Gielsdorf.

Rolf Bähr