Tagesimpuls für den 5. Fastensonntag Lesejahr A
Misereorsonntag
Liebe Leser und Leserinnen, liebe Schwestern und Brüder.
Wenn Sie gestern Abend oder heute Nacht nicht die Uhr um 1 Stunde vorgestellt haben, sich aber z.B. mittels des Radios wecken lassen, werden Sie vielleicht gedacht haben, Sie hätten sich verschlafen. Aber ab heute gilt die Sommerzeit; in der Nacht wurde uns 1 Stunde „geklaut“, die uns im Herbst bei der Umstellung auf die „Winterzeit“ wieder zurück gegeben wird.
Im heutigen Tagesevangelium wird Lázarus neues und zugleich altes leben geschenkt: 4 Tage hat er schon im Grab gelegen – Jesus sagt: „Er schläft“ – bevor ihn Jesus aus dem Grab herausruft. Er ist Sinnbild für die Auferstehung Jesu – aber er wird Ostern ein ganz anderes Leben zurückerhalten.
Ich lade Sie jetzt ein, sich einen Platz zu suchen, an dem Sie gut sitzen können und sich auf die Feier eines häuslichen Gottesdienstes einlassen können. Vielleicht entzünden Sie ganz bewusst eine Kerze.
Beginnen Sie dann den Gottesdienst mit dem Kreuzzeichen.
Ich werde mir bewusst, mit anderen verbunden zu sein, auch wenn ich mit der Gottesdienstgemeinde nicht in der Kirche zusammensitze. Aber ich weiß, dass andere diesen Impuls heute auch lesen. Mit ihnen bin ich im Gebet verbunden.
Kyrie
Ich besinne mich, und bete dann:
Jesus Christus, Du rufst Tote zum Leben: Herr, erbarme dich.
Du bist Menschen zärtlich begegnet: Christus, erbarme dich.
Du machst Menschen zu deinen Botinnen und Boten: Herr, erbarme dich.
Gebet des Tages (Messbuch):
Herr, unser Gott, dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt dem Tod überliefert. Lass uns in seiner Liebe bleiben und mit deiner Gnade aus ihr leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.
Tagesevangelium Johannes 11,1-45 (Kurzfassung 11,3-7.17.20-27.33b-45):
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lázarus Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank.
Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh!
Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!
Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg!
Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lázarus, komm heraus!
Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!
Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Gedankenimpuls:
Das Evangelium erzählt von Menschen, die verzweifelt und im Innersten erschüttert sind:
Da sind die Schwestern Marta und Maria, deren Bruder Lázarus krank ist und schon vier Tage im Grab liegt, als Jesus in Betanien ankommt.
Da ist Jesus, der im Innersten erregt und erschüttert wird, nachdem er mit den beiden Schwestern gesprochen hat und ihre Trauer und Verzweiflung erlebt, und der sogar weint.
Da sind die Juden, die einerseits über die Liebe Jesu betroffen sind, und andere, die Jesus in Frage stellen, weil er nicht verhindert habe, dass Lázarus starb.
Und da ist schließlich Lázarus selbst, der aus dem Grab gerufen wird, in dem er schon vier Tage tot gelegen hat und zurück in das irdische Leben gerufen wird. Jesus tut es in der Vollmacht, die er von seinem Vater erhalten hat, der ihn in die Welt gesandt hat, und für den Jesus Zeugnis gibt, und der Jesu Tun bezeugt als etwas, das der Verherrlichung Gottes dient.
Bei jeder Beerdigung wird am Grab das Wort Jesu gesprochen: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Noch nie hat man erlebt, dass ein Verstorbener leibhaftig auferstanden ist, und doch glauben (und hoffen) wir, dass der Verstorbene jetzt bei Gott ist, auferstanden zum neuen Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Der Tod trennt uns einerseits von dem Verstorbenen und zugleich sind wir durch Gott mit ihm verbunden. Uns schmerzt die Erfahrung, dem Verstorbenen nicht mehr in der vertrauten Weise begegnen zu können: Er ist herausgerissen nicht nur aus seinem Leben, sondern auch aus unserem Leben. Das erschüttert uns zutiefst – und wir brauchen Zeit, Abschied zu nehmen, den Verstorbenen zurück zu geben in Gottes Hände.
Am heutigen Misereorsonntag kommen auch die Menschen in den Blick, die in Syrien und Libanon und anderen Teilen unserer Erde auf Frieden hoffen. „Gib Frieden!“ ist der verzweifelte Ruf vieler Menschen, die durch die kirchlichen Hilfswerke bzw. Partnerhilfswerken unterstützt werden. Sie brauchen unsere Unterstützung, damit sie erfahren können, wie wahr Jesu Wort ist: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Das gilt nicht nur als Vertröstung auf ein Jenseits, sondern ist auch Herausforderung im hier und heute, bei uns und in der Welt.
Fürbitten:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Das sagt Jesus über sich und seinem Auftrag. Das gibt uns Mut, ihn um Auferstehung zum Leben zu bitten für die Menschen in Syrien, im Libanon, hier bei uns und weltweit:
So lasst uns beten für alle, die sich einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit und ein gutes Leben aller Menschen.
Und für die, die mit dem Leben anderer spielen oder es zerstören.
Stille V: Gib Frieden A: Wir bitten dich, erhöre uns
So lasst uns beten für alle, die immer wieder neu Wege zu anderen suchen. Und für die, die ein Interesse daran haben, Menschen zu entzweien.
Stille V: Gib Frieden A: Wir bitten dich, erhöre uns
So lasst uns beten für alle, die Räume schaffen, in denen sich Menschen in Offenheit und Vertrauen begegnen können.
Und für die, die Orte von Angst und Terror zu verantworten haben.
Stille V: Gib Frieden A: Wir bitten dich, erhöre uns
So lasst uns beten für alle, die sich verbünden, Gemeinschaft stiften und erfahrbar werden lassen.
Und für die, die nur sich selber und ihre Interessen sehen können.
Stille V: Gib Frieden A: Wir bitten dich, erhöre uns
So lasst uns beten für alle, die an ein Morgen glauben – für die Menschheit und die Schöpfung.
Und für die, die in Resignation und Frust gefangen sind.
Stille V: Gib Frieden A: Wir bitten dich, erhöre uns
So lasst uns auch beten in all den Anliegen, die jeder auf der Seele hat und nicht ausgesprochen wurden.
Stille V: Gib Frieden A: Wir bitten dich, erhöre uns
Alles beten lasst uns hineinnehmen in das Gebet, das Jesus zuerst seinen Jüngern zu beten gelehrt hat, das Vater unser.
Einladung zur Geistigen Kommunion
Wir können in diesen Tagen die Kommunion nicht in der Gestalt des Brotes empfangen. Aber Sie können sich mit Christus verbinden, indem Sie jetzt in einem Augenblick der Stille mit ganz persönlichen Worten beten. Du bist da, mir ganz nahe. Danke Jesus, dass du bei mir bist. Du liebst mich und ich liebe dich. Ich sehne mich nach Dir. Stärke mich für den Alltag. Lass die Liebe zu Dir in mir wachsen. Danke, dass Du bei mir bist und ich jeden Tag neu erfahren darf, dass Du mir nahe bist. (Im Gotteslob finden Sie unter Nr. 8 weitere Gebete und Gebetshinweise).
Gebet:
Gott des Friedens und der Hoffnung,
wir haben dein Wort gehört und unser eigenes Leben und das Leben von Menschen in Syrien, im Libanon und weltweit vor dich gebracht.
Wir haben den Tod und die Auferstehung deines Sohnes gefeiert.
Mit der Zusage deiner Gegenwart gehen wir in unseren Alltag, in unsere Welt.
Schenke uns die Kraft, Zeichen der Hoffnung und des Friedens zu setzen -
mit dir - heute, morgen und an allen Tagen unseres Lebens.
Amen.
Segensbitte:
Gott, leite du uns durch den Tag, die Woche, immer neu. Lass uns deine liebende Nähe erfahren und weiterschenken. Mache uns zu Boten und Botinnen deines Wortes.
Dazu segne uns der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Spendenaufruf zur Misereorkollekte
MISEREOR bittet Sie heute um ein wirkmächtiges Zeichen der Verbundenheit mit Menschen in Syrien, im Libanon und weltweit, die für Frieden, Gerechtigkeit, die Bewahrung der Schöpfung eintreten und damit Hoffnung und Zuversicht säen.
Mit Ihrer Spende tragen Sie zur Friedensarbeit von MISEREOR-Partnerorganisationen weltweit bei. Sie können dies tun, indem Sie entweder einen Geldbetrag in einem Umschlag mit der Aufschrift „Misereor“ in den Briefkasten des Pfarramtes einwerfen oder spenden auf das Konto Pax-Bank
IBAN: DE75 3706 0193 0000 1010 10
Liedtext von Heinz Martin Longuich 1988:
1. Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht. Lieben, wo es beinah nicht mehr möglich, damit die Welt auch morgen noch besteht.
2. Fühlen, wo Gefühle sterben, Licht sehn da, wo alles dunkel scheint. Handeln anstatt tatenlos zu trauern, trösten auch den, der ohne Tränen weint.
3. Wach sein, Zeichen klar erkennen, helfen trotz der eignen großen Not. Aufstehn gegen Unrecht, Mord und Lüge, nicht einfach schweigen, wo die Welt bedroht.
4. Trauen dem, der uns gesagt hat: Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit. Mit uns ist er auch in unserm Suchen, bis wir ihn schaun im Licht der Ewigkeit.
Im Namen der Seelsorgerinnen und Seelsorger aus Alfter und Bornheim-Vorgebirge wünschen wir Ihnen einen gesegneten Sonntag
Ihr Georg Theisen, Pfarrer i.R.