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28.09.2016 Pfarrversammlung

WERKSTATT ZUKUNFT - Wie geht es weiter in unseren Gemeinden?

© Irene Urff

Katholisches Leben in Alfter ist ein langweiliges Auslaufmodell – das mag bisweilen der Eindruck sein. Die üblichen Verdächtigen beschäftigen sich seit Ewigkeiten mit den immer gleichen Sachen, mit dem, was sie immer schon am liebsten machten. Und allmählich werden wir älter und weniger und das spiegelt sich in Gottesdiensten und Gemeindeleben wieder. Ein bisschen deprimierend ist das schon, aber was soll man machen? Wer noch etwas Interessantes in der Kirche erleben will, der fährt am besten nach Bonn oder Köln. Oder gleich ganz woanders hin.
Wer einmal einen völlig anderen Eindruck haben wollte, war in unserer Pfarrversammlung am 28. September im Oedekovener Pfarrheim genau richtig: Die katholische Kirche ist in Alfter noch sehr lebendig! Zum Kommen aufgerufen hatten Seelsorgeteam und Pfarrgemeinderat, unterstützt von Vera Krause und Dieter Tewes von der Diözesanstelle für den pastoralen Zukunftsweg, die die Moderation übernommen und die Einladung formuliert hatten. Geplant war, gemeinsam zu über­legen, was für unser eigenes Glaubensleben wesentlich ist und daraus abzuleiten, was in unseren Gemeinden in Zukunft wichtig sein soll – und was nicht. Grundlage dafür sollte sein, zunächst persönliche Gedanken zu dem durchaus provozierenden Bibeltext „Lass die Toten ihre Toten begraben!“ (Matthäusevangelium, Kapitel 8, Vers 22) zu entwickeln.
Dann füllte sich das Pfarrzentrum in Oedekoven mehr und mehr, und plötzlich waren da dicht­gedrängt an die 150 Gemeindemitglieder, die sich vor allem über die Zukunft unserer Gemeinden informieren wollten. Dass an frommen Sprüchen niemand interessiert war, wurde sehr schnell deutlich. Der Ärger über „Köln“, das seit Jahren mit von oben herab verordneten Um- und Neustrukturierungen das gewohnte kirchliche Leben aus den Angeln hebe, ohne zugleich klare neue Perspektiven aufzuzeigen, war mit Händen zu greifen.
Was nun? Unvorhergesehenes kann sehr kreativ machen. Und wenn die Dinge nicht hinter den Kulissen oder von der Obrigkeit geklärt werden, sondern mal öffentlich Klartext gesprochen wird, weitet das den Blick. Dank der Bereitschaft unserer Moderatoren, ihr urspüngliches Konzept hinter sich zu lassen, aber auch dank dem guten Willen vieler Gemeindemitglieder, nach dem „Neustart“  mit konstruktiven Beiträgen zum Gelingen der Versammlung beizutragen, war eine breite und lebhafte Diskussion eröffnet. Von ganz konkreten Fragen nach der Möglichkeit von Wortgottes­diensten mit Kommunionausteilung bis hin zu allgemeineren Sorgen über das Fehlen einer wirksamen Kinder- und Jugendpastoral, aber auch mit dem Anliegen einer vertrauensvolleren Kommunikation und Zusammenarbeit kamen sehr unterschiedliche Themen zur Sprache. Die Hoffnung, Dinge bewegen zu können, war auch noch lange nach dem offiziellen Teil der Versammlung in vielen intensiven Einzelgesprächen spürbar. Oft verbunden mit der Gelegenheit, Menschen aus anderen Gemeinden unseres Seelsorgebereichs erstmals kennenzulernen. So schnell wird diesen Abend niemand vergessen!
Wie geht es weiter? Keiner der ausgesprochenen Gedanken, keine der notierten Ideen wird verloren gehen. Auch werden unsere Moderatoren in Köln nicht verschwiegen haben, was sie in Alfter erlebt haben. Und sie werden zurückkommen: Unsere Zukunftswerkstatt wird auf der Grundlage der bisherigen „Materialsammlung“ am 9. Februar 2017 fortgesetzt. Wir wollen dort gemeinsam für das Gemeindeleben umsetzbare Ideen entwickeln. Denn es wird immer wichtiger, dass wir dies selbst tun. Machen wir uns keine Illusionen: Die bisher gewohnte kirchliche Rundumversorgung geht dem Ende zu. Dass uns heute noch jemand sagt, wie wir unser christliches Leben gestalten sollen, darauf können wir nicht setzen. Dies spüren wir in einer volkskirchlich geprägten Region natürlich besonders schmerzhaft.
Es wird auch bei uns unbequemer, katholisch zu sein. Wir alle müssen uns unter den Bedingungen einer sich verändernden Gesellschaft ganz neu der alten Herausforderung stellen: Christsein nicht nur zu behaupten, sondern zu zeigen, was wir dafür einzusetzen bereit sind. An Gott zu glauben, Zeugnis für Christus abzulegen, wird uns über die bisher vertrauten Grenzen hinaus fordern. Da macht es Mut, wenn wir merken: Wir sind nicht allein. Schon dafür hat sich die Teilnahme an unserer Pfarrversammlung gelohnt und macht Hoffnung auf eine gute Fortsetzung.
Berthold Schlotmann
Fotos: Irene Urff

Zum Vormerken: 2. Zukunftwerkstatt am 9. Februar 2017, 19:00 Uhr, im Pfarrzentrum in Oedekoven. Eine ausführliche Einladung folgt Anfang 2017 in Pfarrnachrichten und Schaukästen.